Haim – Days are gone

von am 22. September 2013 in Album

Haim – Days are gone

Eigentlich sind Este, Danielle und Alana Haim mit ihrem lange herbeigehypten Debütalbum zu spät dran: mit einem knappen Dutzend an maßgeschneiderten Pop-Ohrwürmer hätte das der ideale Soundtrack für den Sommer 2013 sein können. Ob ‚Days are Gone‚ sich jedoch bis zum nächsten halten können wird bleibt abzuwarten.

Was zählt ist in der knappen Dreiviertelstunde des Erstlingswerks aber ohnedies das hier und jetzt – und in dem schmeißen die Haim-Schwestern und ihr Drummer geradezu anstandslos mit geschmeidig zurechtgezimmerten Hits und potentiellen Singles um sich. Da kann man es sich durchaus erlauben drei Auskoppelungen gleich zu Beginn vorwegzuschicken: ‚Falling‚ hat funky Gitarren und am Ende ein theoretisch enorm käsiges Windmaschinen-Solo, baut wie ‚Days are Gone‚  grundsätzlich aber vor allem auf eine hartnäckige Rhythmik und Beats, über die Haim ihre hochinfektiösen Melodien mit einem gehörigen 80s-Vibe legen; die Vorzeigesingle ‚Forever‚ macht in der selben Kerbe alles einfach noch eine Spur eingängiger, während das zurückgelehnt pulsierende ‚The Wire‚ ‚Heartache Tonight‚ von den Eagles mit der Melodie von Vampire WeekendsDiane Young so dreist wie einnehmend weiterspinnt – Streicher und 70s-Classic Rock Gitarren natürlich inklusive.

Die ehemaligen Tourbuddies um Ezra Koenig bleiben nicht die einzigen aufflammenden Referenzen in dem bunt blinkenden Gewächs aus dem quer durch alle Jahrzehnte gespeisten, stets radiotauglich inszenierten Mainstreampop, grazilen Indierockansätzen und stylischen R&B-Ideen mit Hip Hop-Faszination. Alleine durch Danielles stimmliche Nähe zu Natasha „Bat for Lashes“ Khan sind ‚If I Could Change Your Mind‚ oder das kraftvoll verträumte ‚Don’t Save Me‚ dabei Songs die ‚The Haunted Man‚ so nicht bieten konnte, das bis zu seinem losgelösten Finale zurückhaltend tröpfelnde ‚Honey & I“ dagegen die stilbewusste Gradwanderung zwischen Fleetwood Mac-Harmonien und Roxette. Dass die stets so sehr auf ihre Coolness bedachte vorderste Haim-Dame am Mikro sich mehr bei Michael Jackson als bei Kate Bush abgeschaut hat bleibt hingegen Vermutung.

Natürlich funktioniert der stetige Melodiereigen auf eine äußerst vordergründige Art und Weise, muss nicht erarbeitet werden, sondern liefert seine Ohrwürmer praktisch am Silbertablett. Abnutzungserscheinungen zeichnen sich in all dem ausgestreuten Suchtpotential dadurch natürlich umso schneller ab, weswegen die ein wenig aus dem Rahmen fallenden Songs der Platte nicht nur kurzzeitig für die nötige Abwechslung sorgen, sondern auch am nachhaltigsten zu Gefallen wissen. Der Titelsong etwa, der  um zahlreiche Soundlagen aufgefettet den The Xx-Mitternachts-R&B in gleißendes Sonnenlicht zerrt, oder noch unterhaltsamer ‚My Song 5‚: da gurgeln die unheimlich schwer stampfenden Beats als verfremdeten Brass-Sektion getarnt, die Gitarre positioniert sich breitbeinig zum lockeren Jam, heißblütig und unterkühlter Pop der sich auch auf ‚Yeezus‚ wohlgefühlt hätte. ‚Go Slow‚ baut sich dann in seiner Melancholie vergleichsweise elegisch und ausladend auf, lässt die dezenten Synthesizer im Hintergrund modisch strahlen, zu sparsam um Chromatics Konkurrenz zu machen.

Dass Haim zum Ende hin mit dem Warpaint-infizierten, martialisch rumpelnden Rock-Ausflug ‚Let Me Go‚ trotz enorm aussichtsreicher Ausgangslage nicht vollends zum Ziel finden kann die abwartende Schönheit ‚Running If You Call My Name‚ letztendlich und abschließend ausbügeln. Dass Haim auch hier retrofuturistische Musik spielen, der es (trotz ihrer  befindlichkeitsfixierten Texte) weniger auf emotionaler Ebene zu berühren gelingt als durch ihre modische Perfektion zu bestechen versteht, legt natürlich die Überlegung nahe es bei ‚Days are Gone‚ mit einer unheimlich smarten Modeerscheinung zu tun zu haben, die allzu schnell verglühen könnte. Verlockender ist jedoch die Erkenntnis dass massentauglicher Pop richtig gemacht durchaus seine Reize haben kann.

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