Jesse Welles – Under The Powerlines (April 24–September 24)

Warum Jesse Welles seine viral gegangenen YouTube- und TikTok-Videos nun unter dem Banner Under The Powerlines (April 24–September 24) auch auf Audio-Streaming-Portalen veröffentlicht, kann anderswo in aller Ausführlichkeit gut nachgelesen werden.
Kommen wir also hier gleich zum Punkt: Es ist eine Freude, diese 63 Stücke in einer 193 Minuten umfassenden Songsammlung zusammengefasst serviert zu bekommen!
Immerhin zeigen die auf Gitarre, Stimme und Mundharmonika reduzierten Solo-Aufnahmen den (seit Beginn der Zehnerjahre eine fast absurd konstante Produktivität an den Tag legenden) 30 jährigen Welles (gerade im Kontrast zu seinem aktuellen, subjektiv etwas zu gediegen am Bandsound ausproduzierten Longplayer Middle) von seiner besten Seite: ungeschliffener, heiserer, rauer und archaischer. Entschlackt als auf den regulären Studioalben, näher am existentialistischen Kern seiner politisch motivierten Folk- und Country-Songs.
Neben eigenen Paradestücken (wie dem eröffnenden – und später nochmals auftauchenden – Instant-Klassiker-Protestsong War Isn‘t Murder) geben sich so spartanische Darbietungen von eigenen Lieblingssongs (wie dem pfeifenden Whistle Boeing), Deep Cuts, allgemeinen Fan-Favoriten und erst in der Pipeline köchelnder Zulunftsmusik die Klinke in die Hand. Nahbar und direkt, schnörkellos und simplizistisch gehalten, kein Geheimnis aus ihrer jeweiligen Agenda machend.
Dazu gesellen sich (nicht immer essentielle, aber immer stimmungsvoll gelungene) Coversongs – von Dylan, Foley oder den Stones, vor allem aber ist da eine tolle, erdige Version von Oo-De-Lally!Wer da einen übergeordneten Spannungsbogen sucht oder sich das Material erarbeiten möchte, muss freilich enttäuscht werden. Für starke Songs und eine authentische Performance ist man bei Under The Powerlines (April 24–September 24) hingegen (gerade auch als gar nichts notwendigerweise mit seiner Masse erschlagender Einstiegspunkt in Welles World) goldrichtig.
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