John Garcia – John Garcia and the Band Of Gold

von am 21. Januar 2019 in Album

John Garcia – John Garcia and the Band Of Gold

Halb Pflicht- und halb Arbeitssieg, dazu allerdings auch mehr Aussicht auf die Kür als bisher: John Garcia bedient seine Solodiskografie bedingungslos anhand der Erwartungshaltung anachronistischer Wüstenjünger durch leidlich inspirierte, aber enorm effektive Genre-Simplizitäten.

Die einzige zumindest ansatzweise Überraschung ist da höchstens, wie ungeniert – und treffsicher! – sich vor allem Apache Junction in den Windschatten des maschinellen Rhythmus der goldenen Queens of the Stone Age-Ära begibt, klassisch röhrenden Desert Rock in den massentauglicheren Ausläufer der späten 90er übersetzt. Gerade mit deren Puristengift Villains im Rückspiegel durchaus ein Statement von Josh Hommes ehemaligen Bandkollegen, späteren Gerichtsaalgegner und hauptberuflichen Veterinärkrankenpfleger Garcia, dessen nominell drittes Solo-Studioalbum nach dem selbstbetitelten Debüt von 2014 sowie der akustischen Quasi-Retrospektive The Coyote Who Spoke in Tongues auch auf dieser schmalen Front einer Kampfansage gleichkommt, die weitestgehend mit einer neu fokussierten Kompaktheit und zugänglichen Vertraulichkeit nach der bassfixierten Space Cadet-Hommage Space Vato mit grummelnden Bass dem unsterblichen Wüstensound von einst eine erfolgreiche Frischzellenkur verpasst.

Jede Nummer von John Garcia and The Band of Gold geht unmittelbar und praktisch anstrengungslos ins Ohr, Lillianna ist nur der größte potentielle Szene-Hit unter vielen hier, während Zauberstimme Garcia absolut vertraut croonend (mittlerweile mehr denn je auch fauchend-jauchzend) sein Trademark-Ding durchzieht, ein gewaltig gebliebenes Organ in gewohnte Zonen presst und lyrisch wenig überraschend meist Nonsens der banalsten Sorte heult.
Eine allgemeine Zuverlässigkeit, die ebenso unmittelbar abholt, wie die groovende Performance der Band of Gold absolut zweckmäßig die Stärken ihres Frontmannes bedient und unterstreicht. Dass der großartig harmonierende Zusammenschluss aus Gitarrist Ehren Groban, Bassist Mike Pygmie und Drummer Greg Saenz in der Titelgebung Beachtung findet, ist hingegen nur ein trügerischer Hinweis auf eine individuellere stilistische Prägung durch die Musiker hinter Garcia. Gerade auf instrumentaler Ebene sticht nämlich praktisch kaum eine Idee, auch nur wenige Riffs oder Melodien, charakteristisch prägend, geschweige denn nachhaltig aufzeigend, hervor. Beinahe jedes Element der instrumentalen Seite der Platte ist extrem effektiv darauf ausgelegt Garcia und seinen Signature-Moves möglichst gefällig nach der Pfeife tanzend zu spielen, eine um den Leithammel arrangierte, tighte Bühne zu bieten, und den Kyuss 2.0-Baukasten dabei so mitreißend wie möglich zu bedienen. Ausfallfrei scheitert John Garcia and The Band of Gold dann auch tatsächlich niemals an dieser Vorgabe, schwitzt sich die Essenz des Genres prägnant aus den Poren und hängt die Konkurrenz wie selbstverständlich ab.
Schon nach wenigen Durchgängen stellt sich abseits des knackigen Momentums aber auch ein latent unbefriedigender Nebengeschmack ein, weil John Garcia and The Band of Gold zu maßgeschneidert an der soliden Routine sowie den vermeintlichen Bedürfnissen seines Klientels ausgerichtet funktioniert: Es existieren abseits von Garcias gesanglichen Hooks nur wenige Spotlight-Momente erinnerungswürdiger Individualität in der zugrunde liegenden Musik.
Nicht falsch verstehen: Die 41 Minuten der Platte sind pure Stoner Rock-Komfortzone im besten Sinne – mattenschwingend, dynamisch, staubtrocken, toll produziert, zurückgelehnt und zwingend, repetitiv und bisweilen hypnotisch – also bequem auf eine zielführende Art und Weise, somit jedoch eben nie wahrhaftig berauschend oder tatsächlich euphorisierend.

John Garcia and The Band of Gold spielt seinen Stiefel so über weite Strecken als gleichförmig in seinem Hoheitsgebiet waltender Fanpleaser herunter, der zwar nicht den Garcia‘schen Karrieresternstunden mit Unida oder Slow Burn– geschweige denn dem Vermächtnis von Kyuss – auf Augenhöhe begegnen kann, nichtsdestotrotz dezidiert über Hermano, Vista Chino oder seinem bisherigen Solomaterial stehend allerdings die schmissigste und beste Lieferung an Desert Rock-Qualitäsarbeiten des 48 Jährigen abliefert. Garcia weiß 2018 ganz genau, wo seine Stärken liegen, weswegen es meist auch nur der letzte fehlende Funke Genie ist, der aus elf rundum guten Songs keine bedingungslos herausragenden macht. Knapp dran ist Garcia aber immer wieder.
Wenn selbst monoton-repetitive Riffs wie in der sportlichen Heavyness Jim’s Whiskers nur so vor tieftönend grummelnder Coolness und hinten raus das Tempo ankurbeln; wenn das exemplarisch röhrende My Everything mit dem befreiend heulenden Metal-Jam flirtet, aber doch lieber bei seinen Leisten bleibt; wenn Don’t Even Think About it seine Eingängigkeit etwas zu feilbietend wiederholt; oder das unspektakulär abschließende Softer Side die Dinge versöhnlich am Lagerfeuer beendet, und gerade über die grandiose Schlussphase der Platte unterstreicht, was mit ein bisschen mehr Variation abseits angestammter Pfade noch möglich sein hätte können.
Denn selbstverständlich erfindet sich Garcia auch in Cheyletiella, dem stärksten Stück der Platte, keineswegs neu, verleiht dem Songwriting durch den Wechsel in Tempo und Intensität hin zum herrlich freizügigen Wah Wah-Trip aber eine ansonsten zu selten forcierte Tiefe, Inspiration und Bandbreite, die mehr Raum für langfristige Entdeckungen lässt. Trotz dieser dezent den Standard verschiebender Ausbrüche hebt sich die Bewertung des Album letztendlich vielleicht nicht von den (rückblickend eventuell etwas zu wohlwollend mit der Fanbrille bemessenen) Vorgängern ab, doch sollten diesbezüglich keine Irrtümer aufkommen: Abseits seiner Klassiker ist John Garcia and the Band Of Gold endlich das Album geworden, zu den man bei immanenter Garcia-Laune am selbstverständlichsten zurückkommen wird: Ein Schaulaufen.

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