Konvent – Call Down The Sun

Heidi Withington Brink (Bass), Julie Simonsen (Drums), Sara Helena Nørregaard (Guitar) und Vocal-Monstrum Rikke Emilie List lassen Call Down the Sun auf der Basis des zwei Jahre alten Debütalbums Puritan Masochism zur erhofften Death-affinen Doom-Metal-Urgewalt erblühen.
Über Konvent zu schwärmen heißt dabei mehr denn je in erster Linie über die Death-Wucht von Frontfrau List zu staunen. Dieser physisch spürbare, nahezu entmenschlichte Präsenz fürchten und feiern, wenn es klingt, als würden Stimmbänder als feister Morast aus den Boxen rinnen, sich über den Hörer stülpen und einen bei lebendigem Leib im mitgespieenen Magensaft zu verdauen beginnen. List brüllt tief und immer tiefer, würgt glitschige Growls aus ihren Eingeweiden, lässt phasenweise bestialische Schreie los, als würde sie den Schulterschluss zwischen Thou und Göden herbeiröcheln wollen. Kurzum: Alleine aufgrund dieser Stimme kann man unmittelbar sein Herz an Konvent verlieren.
Doch auch abseits dieses Aushängeschildes machen die Däninen auf ihrem Zweitwerk praktisch alles besser, als noch auf Puritan Masochism von 2020. Eine gewisse Monotonie, soundtechnisch unbedingt homogene Kohärenz und repetitive Muster gehören immer noch zur Formelm, doch ist Call Down the Sun bedeutend weniger gleichförmig geraten, variabler und nuancenreicher als sein Vorgänger, inhaliert wie selbstverständlich Elemente des Stoner Rock, Funeral Doom und Heavy Metal in sein Death Doom-Amalgam.
Alleine wie schon Into the Distance als Kaskade aus Conan‚esken Riffs – majestätische imposant, eine fast primitiv-archaische Grandezza zeigend, schwärzer und nihilistischer als Pallbearer – eine flotte Zähflüssigkeit entwickelt, die monströs immer wieder das Tempo ändert, schleppt und treibt und peitscht, ohne aus seiner andächtigen Schwere zu kippen, nur um dann in den letzten Augenblicken das Spotlight markant auf die peitschend-treibenden Drums zu lenken, hebt die intrinsische Entwicklung der Band hervor, gerade was die Dynamik angeht.
Egal ob man nun bei Sand is King, das extrem dicht und voluminös den tektonischen Headbanger mit drahtig unter Strom stehenden Saiten und ballernder Kickdrum gibt, an Shrinebuilder denken muß, oder beim sludgiger mutierenden In the Soot an Sleep, Cathedral und andere Meister – nie verheben sich Konvent an den prägenden Parametern, immer bewahren sie sich einen eigenen Sound im Eklektizismus.
Nicht zu unterschätzen ist dabei die perfekt ausgewogene Arbeit von Lasse Ballade, der der Band eine ausgewogene, kräftige und transparente Produktion mit ideal ausgewogenem Mix auf den Leib geschneidert hat. Call Down the Sun ist brutal und kasteiend, dabei aber organisch und lebendig, wenn das überschwänglichere Grains seine Aufbruchstimmung in eine dringliche Dramatik windet, oder der martialisch angerührte Midtempo-Stampfer Pipe Dreams seine Riff betont selbstverständlich und zwingend schleudert.
Das Songwriting zeichnet sich also im Rahmen seiner Absichten durchaus mit individuellen Facetten und Ideen aus, köchelt etwa in der Stafette aus (dem mit Group Shouts geschmückten) Fatamorgana, dem transzendentale Psychedelik andeutenden Bindemittel Interlude sowie dem Stoizismus von Never Rest mit differenten Prismen aus Schwarz und Grau.
Erst das finale Harena öffnet das Spektrum jedoch wirklich, mit Melodie und ambienter Wärme, indem Konvent das Cello von Gast Felix Havstad für einen folkloristischen Anstrich gen SubRosa entführen – und plötzlich noch elegischer und einladender wirken, die kompakte Spielweise für atmosphärische Tragweite öffnen und ihren Horizont mit Panorama-Perspektive erweitern: der Schlußpunkt des bisher stärksten Doom-Platte des Jahres und dazu ein episches Versprechen für Album Nummer 3.
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