Love A – Irgendwie

von am 5. Mai 2013 in Album

Love A – Irgendwie

Quatschsongs“ wie ‚Freibad‚ hätten sie sich diesmal gespart, sagen Love A und sprechen von einem düstereren zweiten Album. So gravierend sind die Unterschiede zum umjubelten, zwei Jahre alten Debütwerk dann grundsätzlich nicht, dafür lässt sich problemlos behaupten: ‚Irgendwie‚ ist das noch bessere ‚Eigentlich‚ geworden.

Die im Albumtitel abermals widergespiegelte Liebe der vier aus Trier – Mario Regneri ist als Keyboarder ja bekanntlich ausgestiegen – zur vagen Standortbestimmung stellen sich Love A musikalisch von der Sekunde Musik an konkret entgegen: „Bin dehydriert vom Alkohol, kann nicht einmal mehr pissen/ Doch man lacht mich aus: das Leben sei doch schön!“ heißt es da, und weiter: „Dieses Leben wie für dich gemacht/ so schlicht und auch so schön / Mit’n bisschen Glitzern, so’n bisschen wie Italien„. Spott und Hohn – es dauert keine 40 Sekunden bis man sofort wieder drinnen ist in dem selben Feuewerk dass bereits ‚Eigentlich‚ vor Tatendrang explodieren lies: diese unfassbar dringliche Rhythmussektion aus melodiös groovendem Bass (Dominik Mercier) und haltlosem Schlagzeug (Karl Brausch), die sich endgültig mit jener von Captain Planet gemessen wissen will. Das dängelnde, klingendelnde, plingende, gackernde Gitarrenspiel von Stefan Weyer platziert sich dabei sauber an vorderster Front, dirigiert all die folgenden, zündenden Hits – denn ja: schlechter als nach dem fulminanten Start mit ‚Juri‚ wird ‚Irgendwie‚ auch in weiterer folge absolut nicht, höchstens noch besser – zwischen Johnny Marr und Duncan Lloyd ohne verzerrte Effektgerätehascherei und griffig von Hookline zu Hookline.

Würden die Texte in diesem punkigen (von dem Wombats und Hot Club de Paris erprobten Robert Whiteley in Liverpool wunderbar schrammelig in Indierock-Szene gesetzten) Sturm-und Drang-Umfeld ausschließlich aus in den polternden Sprint hineinskandierten ‚Yeahs‚ oder sonstigen impulsiven Explosionen bestehen – man würde es durchaus nachvollziehen können. Dann wären Love A aber eben nicht Love A, und Jörkk Mechenbier nicht Jörkk Mechenbier – einer der pointierstesten und hinterlistigsten Sänger zwischen hinausgeschrienem Zynismus und gewitzten Sprechgesang. Demnach gibt es wunderbar lakonische Abrechnungen mit dem Ruhm in ‚Der tausendste Affe‚ („Oder wie Hans Hölzl im Ferrari auf Kokain/ In der Hotellobby parken, Mittelfinger zeigen/ Ziemlich guter Ansatz aber auch nicht optimal!“ – nicht nur Falco, auch Roy Black und Campino bekommen hier übrigens ihr Fett ab), beinahe melancholische Proteste im ansatzweise balladesk tanzenden ‚Kommen und Gehen‚ („Als wir wussten wer er war/ Er wir wussten wo er herkam/ Wussten wir die ganze Wahrheit/ Und er fehlte uns nicht mehr„), amüsante Topf-und-Deckel Weisheiten im druckvollen ‚Horstmannscher Hass‚ („So findet jeder Horst am Ende seine Tanja/ so findet jede Niete am Ende aus dem Lostopf raus„) und generell zwischenmenschliche Abrechnungen ohne Schonung oder vagen Ausflüchte samt dem Blick hinter die nette Fassade.

Mal marschiert Mechenbier dabei ganz unkaschiert zum jeweiligen Ziel („Nur weil ich mich einsam fühle/ Heißt das nicht dass du mich brauchst“ in ‚Heul doch, Punk!‚ oder: „Du hast keine Ahnung wofür mein Herz schlägt/ Du hast keine Ahnung wer ich bin“ im benfalls wiederverwerteten ‚Windmühlen‚), mal muss man das wie im mit Turbostaat-Sänger Jan Windmeier neu eingespielten ‚Valentinstag (In Husum)‚ („Du bist Kirmes, Du bist Möbelhaus/ Und ich, ich bin genervt„) erst dekodieren. Gebraucht hätte es die unterstützenden Geste von dem mittlerweile chartstürmenden Kollegen genau genommen nicht, aber Freundschaft verbindet eben. Und reiht ‚Irgendwie‚ nahtlos in die Liste herausragender deutscher Platten von 2013 ein, für die unter anderem Turbostaat, Wind und Farben, Tocotronic, Käfer K oder Marathonmann die Latte unlängst derart hoch legten, dass selbst 2012 (mit Messer, Keine Zähne im Maul aber La Paloma Pfeifen, The Hirsch Effekt, Die Nerven, Frau Potz, Captain Planet und all den anderen) alt dagegen auszusehen droht.
Einen nahtloseren Faden aus knackigen Ohrwürmern hat jedenfalls trotzdem noch keine deutsche Band in diesem Jahr vorgelegt. Love A brennt es eben auf der Zunge, juckt es unter den Fingernägeln: das reine Spaßprojekt ist längst Aushängeschild geworden und rundum in allem besser was sie da tun. Ganz am Ende serviert das Quartett dann die demnach ausgerufene dunklerere Stimmung für alle, die nicht zwischen den Zeilen lesen wollen ganz ungezügelt: „Und du bleibst alleine/ Weil alles andere auch nichts bringt/ Und du bleibst alleine/ Vielleicht ein Leben lang!„. Eine kleine Hymne, versteht sich.

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