Mando Diao – Bang

von am 21. Oktober 2019 in Album

Mando Diao – Bang

Von wegen Bang: Mando Diao versuchen es mehr noch als auf Good Times abermals mit einem unspektakulär-kraftlosen Aufguss austauschbarer, aber dabei auch durchaus zuverlässig funktionierender Rocksongs.

Der Ärger über die nach Give Me Fire! konstant (oder eigentlich: bestenfalls) im unteren Mittelfeld angesiedelte Formkurve der Schweden hält sich mittlerweile allerdings in Grenzen: Wenn sich Björn Dixgård auf der zweiten Platte ohne Konterpart Gustaf Norén für eine so gefällige wie uninteressante Spielweise harmloser Rocksongs entschieden hat, funktioniert das mittlerweile schließlich eher mit einer nicht unangenehme Beiläufigkeit, anstatt die Penetranz der dunkelsten Mando Diao-Stunden zu bemühen. Zumal Bang durchaus als verbessertes Update zu Good Times verstanden werden kann.
Wenn Dixgård  also mehr oder minder von einer „Back to the Roots-Platte, die mit der Erfahrung der jüngeren Vergangenheit nach vorne blickt“ spricht, trifft er den Nagel eigentlich sogar ziemlich perfekt auf den Kopf – auch wenn er dabei wohl nicht bedenkt, dass die Band seit ziemlich genau zwölf Jahren kein gutes Album mehr veröffentlicht hat. Einigen wir uns also gleich vorab auf eine mal okaye, keinesfalls schlechte, aber meistens einfach egale Rockplatte, unbemüht und kompetent, die niemandem wehtut und eine solide Hintergrundbeschallung für Genre-Fans liefert, denen etwa Maxïmo Park auch heute noch zu zackig sind.

One Last Fire ist nicht uneingängig, hat aber entgegen seines Titels überhaupt kein Feuer, agiert so dermaßen ohne Energie und zwingendes Momentum, lässt die bestenfalls nette Melodie ohne jede Angriffslust dahinplätschernd – die elektrifizierendere Mundharmonika auf die letzten Meter ist übrigens pures Alibi. He Can’t Control You macht es sich als routinierter Middle of the Road-Rock aus dem 0815-Baukasten bequem, die rauchige Note in der Stimme von Dixgård hat überhaupt keinen gefährlichen Biss. Diese Zwanglosigkeit kann frustrieren – oder wie im tanzbaren Discorock von Don’t Tell Me einfach wohlwollend langweilen.
I Was Blind klaut bei Five to One von den Doors und spült die stoische Nummer mit einem Irrtum aus R&B-Unglück und Oasis-Rohrkrepierer samt  angezogener Handbremse ohne Wucht weich. In Bang Your Head züchtet sich die Band mit Cowbells einen pseudodramatischen Stomper, zu dessen Prägung Get Free kurz danach ein paar austauschbare Synthies sowie ein gut gemeintes Classic Rock-Solo addiert. Scream for You hat sich die bluesigen Outlaw-Saiten von dem launigen Stones-Podest geborgt, das Nick Cave in Jubilee Street belauerte, nutzt sie aber nur für ein gepflegtes Bier im Roadhouse ohne jeden Exzess. Hier zeigt sich auch spätestens, wie gut es einigen Nummern der Platte getan hätte weniger auf Nummer Sicher zu gehen und alle kalkulierte Vorsicht über Bord zu werfen. Deswegen erscheit es schon beinahe als erlösend, wenn das eindimensionale Society (was für eine seltsame Closer-Wahl!) zumindest unkompliziert unterhaltsam im Rahmen seiner Möglichkeiten stampft.

Speziell zwei Kandidaten schrammen dann aber zumindest an alten Stärken vorbei und reklamieren ohne Anspruch auf essenzielle Relevanz oder Nachhaltigkeit zumindest einen verdienten Platz im Füllmaterial künftiger Werkschauen.
Long Long Way konterkariert den schleppenden Chain-Gang-Blues mit einer angenehm luftig-lockeren Gangart, ist unverfänglich und trotzdem catchy. Das nonchalante My Woman treibt dagegen nach vorne, und klar – der mit orgelnden Chören leiernde Refrain macht es sich leider viel zu einfach. Dafür tritt die Band hier aber wenigstens eine ein bisschen giftigere Gitarre hinten nach und löst damit zumindest ansatzweise ein im Vorfeld gegebenes Versprechen vage ein.
Wenn Mando Diao den bisher (weitestgehend) üblichen Zwei- bis Dreijahresabstand zwischen ihren Veröffentlichungen halten, werden zwar wohl auch diese relativen Highlights relativ vergessen sein – was mit einem arschtretenderen Produzenten einfach nicht sein hätte müßen. Einstweilen darf man sich abgesehen davon aber zumindest darüber freuen, dass das Artwork diesmal keinen Augenkrebs verursacht.

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