Portrayal of Guilt & Slow Fire Pistol – Split

von am 1. März 2020 in Reviews

Portrayal of Guilt & Slow Fire Pistol – Split

Die Dauerveröffentlicher von Portrayal of Guilt kommen nicht zur Ruhe und veröffentlichen (diesmal gemeinsam mit den Kollegen Slow Fire Pistol aus Atlanta) in Form von The End of Man Will Bring Peace to This Earth schon wieder eine Split-Single.

Das überragende Suffering is a Gift konnte offenbar zur Mitte von 2019 derart begeistern, dass das nur wenig später folgende Gemeinschaftsrelease mit Soft Kill (selbst im Taumel der gemeinsamen Tour im Vorprogramn von Touchè Amorè und Deafheaven) zumindest an dieser Stelle übersehen wurde. Dabei war das Sekundenlabyrinth Sacrificial Rite durchaus abermals eine typisch desorientierend reißende Tobsuchtsattake von Portrayal of Guilt – einer Band, die über eine konstant hohe Outputrate mit einem weiterhin unbändigen Auftreten, das das kompromisslose Songwriting aber immer besser vor die Attitüde prügelt, ja mittlerweile gewissermaßen erfolgreich die Position eingenommen hat, die man vor ein paar Jahren noch den damaligen Kids von Code Orange prognostiziert hat: Die furiosen Fakelträger an der Speerspitze einer neuen Generation des Hardcore.

Weswegen The End of Man Will Bring Peace to This Earth dann letztendlich eigentlich nur umso ärgerlicher abtritt.
Doch erst einmal stemmt der knapp drei lange Song alle hohen Ansprüche, die man längst an das Trio aus Texas stellt. The End of Man Will Bring Peace to This Earth rührt die Spannungen dissonant an (erinnert gar kurz an Parting the Sea Between Brightness and Me) , keift zum Black Metal (und damit als weniger schwammige, konsequentere Fortsetzung von Sacrificial Rite dem anderen Hauptact der besagten Tour im vergangenen Winter) tackernd los, bringt die Blast Beats in eine Mutation zum rockenden Hardcore, schleppt sich über das Feedback und exquisite Elemente zu einem mantraartig selbstkasteienden Finale mit hymnischem Potential im verschmelzenden Noise und Doom – nur damit die Band alles bisher aufgebaute, das in Griffweite scheinende Panorama, durch ein billiges Fade Out verschenkt.
Seit Let Pain Be Your Guide von 2018 war die Geschichte von Portrayal of Guilt zwar immer auch eine Lehrstunde in Sachen fragmentarischer Optimierungsverweigerung, doch selten hat sich die Entscheidung zu einem solch uninspiriert die Dinge nicht zu Ende denken wollenden Abgang derartig frustrierend angefühlt.

Das nachfolgende Heart of Discernment von Slow Fire Pistol stellt dann den Kontrast nicht so stark, wie es der 80er-affinen Shoegaze von Soft Kill vor wenigen Monaten tat, doch agiert die Band mit hyperaktiv schneidenden Gitarren deutlich näher am Screamo und (Post) Hardcore, als Portrayal of Guilt dies aktuell praktizieren.
Allerdings ist auch die Fallhöhe eine andere. Die Verzweiflung von Heart of Discernment ist mit phasenweisen Klargesang von amerikanischen Normen (und dem, was vor einiger Zeit als The Wave tituliert wurde) geprägt, zeigt eine herrlich hungrige Dringlichkeit und energische Hast, atmet irgendwann atmosphärisch durch und wächst aus einer Einkehr heraus neu an. Man rezitiert, keift aus dem Hintergrund, und kippt dann noch einmal mit relativ vorhersehbarem Klimax in die Verdichtung. Dabei fehlen den bisher über eine Reihe guter EPs aufgetretener Slow Fire Pistol vager Assoziationen vielleicht genau genommen sowohl die unverkennbare Handschrift, als auch wirkliche Überraschungen (geschweige denn Genieblitze) im Songwriting, doch hebt die angriffslustige Performance das Stück auf den nächsten Level. Wo sich Anhänger von Portrayal of Guilt über die verpasste Ideallinie eines faul veraschiedeten Monstrums ärgern müssen, bedienen die weniger bekannten Split-Kollegen entlang ihrer Möglichkeiten leistungskonstant durchaus über den Erwartungen.

Print article

Kommentieren

Bitte Pflichtfelder ausfüllen