Sidewinder – Talons

von am 10. September 2024 in Album

Sidewinder – Talons

Verdammt starker Stoner Rock aus Neuseeland, der souverän allen Regeln der Genre-Kunst folgt: Sidewinder haben sich für ihr zweites Studioalbum Talons personell mit neuer Galionsfigur gefunden.

Dass zwei Jahre nach dem noch von Jawon Curtis Richtung Soundgarden eingesungenen Debütalbum Vines nun mit Jem Tupe eine Frontfrau am Mikro von Sidewinder steht, wirkt für das Quintett aus Wellington wie ein Katalysator: zwischen den beiden Alben liegt dann qualitativ in jeder Hinsicht durchaus eine spürbare Distanz. Nachzuhören am besten im direkten Vergleich vom sich atmosphärisch schleppenden The Deapths – Redux und seinem Original.

Ben Sargent (Guitars), Thomas Rousell (Guitars), Sean Fitzpatrick (Bass Guitars) und Grant Lister (Drums) spielen ihren Heavy Blues für versiffte Rock’n’Roll-Bars dabei imaginativ noch ansatzloser abholend an endlosen Straßen, die Richtung offener Prärie führen – streng genommen weiterhin ausnahmslos unter Verwendung der konventionellen Genre-Formeln. Aber sie kochen Klischees so enthusiastisch, versiert und effektiv auf, dass es einfach mitreißenden Bock macht: Talons legt sich kompakt (Guardians und Disarm the King blenden sogar schon zu abrupt ab) und episch in seine headbangenden Riffs, groovt wie Sau (wobei die Drums gerne derart massiv und fett wie die Saiten-Arbeit klingen hätte dürfen) und hat eine ausgewogene Dynamik, wenn sich Northern Lights etwa lange aufbaut, bis die Gruppe walzend zuschnappt – während das Finale von Wasted Space als Aussicht auf eine Jam-Session der Band mit der Zunge schnalzen lässt.

Und dann haben Sidewinder eben nun eine Sängerin, die von der rauchigen Anmut bis zur großen Geste das ganze Spektrum beherrscht und der Band bis zum Closer Yggdrasil ein ganz neues Panorama eröffnet, ihre Performance impft eine intensivere Leidenschaft
Dass Talons streng genommen nicht sonderlich originell ausgefallen ist, passt da schon: Sidewinder können einfach, was sie tun. Und wenn man über die 34 Minuten Spielzeit an Vorbilder wie Kyuss, Monster Magnet, Windhand, Lizzy Hale, Witch Mountain, Pat Benatar, Blues Pills oder The Sword (auch wenn deren ikonische Momente hier nicht erreicht werden) denken muss, ohne dass die Epigonen daran scheitern, sind das freilich auch nicht die schlechtesten Referenzen.

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