The Locust – Molecular Genetics From The Gold Standard Labs

von am 29. Juli 2012 in Compilation

The Locust – Molecular Genetics From The Gold Standard Labs

Das große Reinemachen bei San Diegos noiseverrücktem Grindcore- Aushängeschild The Locust geht in die nächste Runde. Das ist zwar nicht, wonach es Hardcore-Fans ausdrücklich verlangt, ein Wiederhören der alten Gassenhauer macht trotzdem Freude.

Diesmal sind es also mehr oder minder Raritäten, welche The Locust ans Licht zerren: schwer zu findendes, vergriffenes und alternative Versionen von bekannten Songs. Wobei alternativ hier nur marginal anders meint, als es die letztendlichen Album-Versionen der Wave-lastigen Sekundenattacken der Heuschreckenplage schließlich geworden sind – etwas roher hier, dezent unterproduzierter da, die Synthies weiter im Vordergrund, alles andere etwas ausgermergelter; den Unterschied machen nur akribische Sucher aus. Dass ein ‚Flash’s Theme‚ vom Queen-Tribut ‚Dynamite with a Laserbeam: Queen as Heard Through the Meat Grinder of Three One G‚ vertreten ist, ist sicherlich eine feine Sache, vor allem für jene Fans, die sich nicht alles aus der dank der letzten Jahre überschaubar gewordenen Discographie der Mannen um Justin Pearson angeschafft haben und trotzdem: das kann, darf und sollte man durchaus bereits alles im Regal stehen haben.

So muten die 44 Songs in 37 Minuten auch wie das willkürlich aufeinanderschichten von The Locust Songs aus der GSL-Epoche von 1997 bis 2002 an, was bedeutet, das zwei Alben vier EP’s und ebenso viele Splitsingles eine Lobby finden. Nun darf man sich berechtigterweise fragen, für wen The Locust den Wahnsinnszirkus veranstalten, sind die Trockenübungen doch für Neueinsteiger eher in jenem Ausmaß interessant, dass der Unterschied zu den regulären Studioalben überschaubar gering gehalten ist, während Fans abseits der Erkenntnis, dass The Locust in jedem Stadium ihrer psychotischen Lärmattacken unverkennbar klingen, wenig Mehrwert geliefert bekommen. Wer aber erst jetzt auf diese Goldgrube aus zirpenden Synthieflügen, unzähligen Richtungswechseln und nervenzerfetzenden Geschrei gestoßen ist, darf sich als angehender Komplettist am meisten hierüber freuen. Und wer nur die regulären Studioalben besitzt, kommt hier ohnedies nicht drumrum.

So ist der gravierendste Kritikpunkt an ‚Molecular Genetics From The Gold Standard Labs‚ letztendlich auch einer, der wenig über die Qualität des freimütigen Geschenks aussagt: nach der bereits 2001 aufgenommenen Peel Session-Veröffentlichung im letzten Jahr und einer mittlerweile auch schon über fünf Jahre andauernden Pause seit dem letzten Studioalbum ‚New Errections‚, ist diese Compilation zwar ein nettes Zwischenspiel mit leidlichem Unterhaltungswert – aber eben beileibe kein adäquater Ersatz für das so nachdrücklich herbeigesehnte vierte reguläre The Locust-Album. Ob auf ein solches noch ernsthafte Hoffnungen besteht, darf man nach aktuellen Wissensstand freilich bezweifeln. Weil ‚Molecular Genetics From The Gold Standard Labs‚ zudem auch vor Augen führt, dass The Locust beileibe immer noch die beste von Pearsons geschätzte drölfzig Bands (Retox, Holy Molar, All Leather etc., etc.)  ist, bleibt da natürlich noch zusätzlich ein wenig schmeichelhafter Beigeschmack: besser als The Locust, kann eben nach wie vor niemand The Locust-Musik zelebrieren.

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