The National – Rome

The National setzen ihre Klasse aktuell auf Tour mitreißender um, als im Studio – und veröffentlichen deswegen nun sogar ihr bisher bestes Live-Album: Rome ist ein Mitschnitt der Show im Parco Della Musica Ennio Morricone vom 3. Juni 2024.
Schade zwar, dass es die an jenem Abend gespielten Songs Conversation 16, Deep End (Paul’s in Pieces), Day I Die, Space Invaders und About Today nicht auf die reguläre Version von Rome geschafft haben – sie bleiben Mitgliedern vom bandeigenen Cherry Tree-Fanclub und einer exklusiven Auflage der Platte vorbehalten.
Weil die handelsübliche Aufnahme mit den verbleibenden 21 Nummern über 98 Minuten Spielzeit zum einen jedoch nichtsdestotrotz sehr üppig ausgefallen ist, und es zum anderen an dieser Masse ganz generell wenig zu bekritteln gibt, lässt sich dieser Umstand für den normalsterblichen The National-Fan allerdings verschmerzen.
In einem ziemlich fabelhaften Mix samt druckvollem Sound sorgt die Band gemeinsam mit einem wunderbar motivierten Publikum (die Stimmung in den Highlights England und Fake Empire wird letztendlich vom finalen Vanderlyle Crybaby Geeks aus einem Meer an textsicher dirrigierten Kehlen gekrönt) für ein Fließband an starken Momenten. Am besten gelingt noch vor unkaputtbaren Hits wie Bloodbuzz Ohio oder Mr. November wohl die Metamorphose von Humiliation zu Murder Me Rachel in der relativ ausgewogenen (aber Boxer und mehr noch I am Easy to Find zu stiefmütterlich abhandelnden/ – kanzelnden) Setlist, in der vor allem die Songs von First Two Pages of Frankenstein und Laugh Track im direkten Vergleich zu den Studioversionen massiv an Boden gewinnen.
Überhaupt klingt die Band auf der Bühne in der aktuellen Form weitaus wuchtiger und voluminöser rockend, die Bläser der Multiinstrumentalisten Kyle Ressnik und Ben Lanz tragen eine mächtige, imposante Schicht bei, ohne zu dick aufzutragen.
Das geht soweit, dass sich Berninger etwa im kraftvoll verdichteten Eucalyptus oder Tropic Morning News zu einer fast manischen Performance hinreißen lässt, in dem flotten Szenen generell ein bisschen übermütig neben die Spur gerät (wo auch die Backing-Vocals hier und da impulsiv ausbrechen), aber gerade Smoke Detector den nicht immer perfekt kanalisierten, aber immer packend hohen Energielevel von Rome intensiv und emotional ungeschliffen mit verdammt viel Charisma destillieren.
Gerade wenn die Begeisterung für The National angesichts ambivalenter Studio-Ergebnisse seit Trouble Will Find Me (2013) ein Stück weit nachgelassen hat, zeigt Rome insofern das richtige Format, um wieder ansatzlos abzuholen.
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