Two Minutes to Late Night – Covers Vol. 7

Auch wenn während des Feiertags-bedingten Ausfalles des Bandcamp Fridays im Jänner 2021 keine Veröffentlichung der Coversong-Compilations von Two Minutes to Late Night am Programm stand, ist Gwarsenio Hall und seinem illustren Rolodex freilich nicht langweilig geworden.
Einerseits hat das Alter Ego von Jordan Olds zwischenzeitlich ja mit dem virtuellen Aufeinandertreffen von Cave In und Every Time I Die die Splitsville-Reihe installiert, andererseits wurden auch seine wöchentlichen Szene-Allstar-Parties weiter veranstaltet. Die nunmehr siebte Kurzformat-Sammlung dieser Sause reicht zurück in den November des Vorjahres und sprudelt insofern einmal mehr mit illustren Namen und klasse Songmaterial über.
Für Caught in a Mosh vom 1987er Anthrax-Album Among the Living hat Olds Dave Davidson (Revocation), Drummer Daniel Wilding (Carcass), Bassist Aaron Patrick (All That Remains), Gitarrist Mark Holcomb (Periphery) und einen mit Hündchen durch den Winterwald streifenden Erlend Hjelvik an Bord geholt, dazu gibt es auch Shawna Potter (War on Women) und Dwid Hellion (Integrity) im Hintergrund zu sehen. Das Ergebnis ist sehr solide und praktisch ausnahmslos dem Unterhaltungswert verschrieben, wenn das ikonische Thrash-Brett dem umliegenden Metal geöffnet wird und nicht erst über ein gelungenes Solo seinen Spaß transpiriert.
In Mother of Mercy (von Samhain III aus dem Jahr 1986) unterstreichen die Gitarristen Brooks Harlan (War on Woman) und Brian McClelland (Fucked and Bound), Distillers-Schlagzeuger Andy Granelli sowie Nate Newton (Converge) am Bass mit Sänger Hall den Goth-Aspekt aus der Type 0 Negative-Perspektive; erst mit satt pluckernden Synthies und dann gelösten in der Sehnsucht aufgehend.
Mit dem Herzstück Emeral (Thin Lizzy, Jailbreak von 1976) gelingt das Highlight der EP. Jeff Martin (Lo Pan) steht am Mikro im Schatten hinter der Performance von Bassist Jeff Matz (High On Fire), Drummer Santos Montano (Old Man Gloom) sowie der Saitenfraktion bestehend aus den Kumpels Brett Campbell (Pallbearer) und Nate Garrett (Spirit Adrift). Letzterer zeichnet ausnahmsweise auch für die Umsetzung und Arrangements einer Nummer verantwortlich, die mit grandioser instrumentaler Arbeit besticht – alleine die Gitarrenarbeit lässt mit der Zunge schnalzen, während die Nummer episch, aber nicht überhastet so Hardrock-erprobt mit klassischen Metal-Motiven flirtet.
Ähnlich brillant zelebrieren Ben Koller, Brodksy und Montano, Cory Murchy (Minus the Bear), Shiv Mehra (Deafheaven), Mike Law (New Idea Society) und Goldkehlchen Anthony Green (Circa Survive) ein Medley aus Brian Enos Solodebüt Here Come the Warm Jets von 1974 – eine Stafette aus Klassikern, beginnend mit dem Hit Needle in the Camel’s Eye, der hier einen nach vorne gehenden Glam-Wave-Anstrich bekommt. Die Nahtstellen dahinter dürfen mit Blastbeats ballern und Synthies nach vorne schieben, um ein von Olds ein wenig zu quengelnd vorgetragenes, thrashigered Baby’s on Fire einzuleiten, dessen geduldiger Übergang ideal auf das Titelstück vorbereitet, dessen erhebende Tragfläche eine subversiv-euphorisierende, auch triumphierende Geste in den schmissigen Prog-Leviathan bringt.
Stab into Christmas, natürlich ein auch textlich adaptiertes Remake von Elton Johns Step into Christmas, kommt dann zu spät, wo No Presents for Christmas bewusst zu früh die saisonalen Glocken bimmeln ließ, und konzentriert sich ganz auf seinen Charakter als Comedy-Parodie. Ganz amüsant, aber nicht essentiell. Die GWAR-Truppe um Blöthar the Berserker, Blasac und Pustulus Maximus harmoniert jedenfalls nahtlos mit den Mutoid Männern Koller und Brodsky – und mitunter sind es ja auch diese skurrilen Paarungen, warum man Monat für Monat an Two Minutes to Late Night dranbleibt.
Kommentieren