Unikneim – C

Unique Name, Controlled Chaos: Das amerikanische Trio Unikneim prügelt den Jahrgang durch C, ihrem mit Schaum vorm Mund tobenden Berserker von einem Debütalbum, bei der geschlossenen Türe hinaus.
Ob Dmitry Polyakov (guitars / bass / composition – nein, nicht der GRU General!) vor vier Jahren wusste, dass er sich für sein neues Projekt ein veritables Allstar-Gespann an Bord holen würde, als er den Fawn Limbs-Kopf und ehemaligen Psyopus-Schlagzeuger Lee Fisher (drums / composition) kontaktierte, um an ein paar Ideen zu arbeiten? Jedenfalls gehen Unikneim nun guten Gewissens als solches durch, nachdem Sleeper Vessels-Kumpel Chad Kapper (vocals / lyrics) Anfang 2024 zu dem Duo stieß und die seit 2020 andauernden Arbeiten an C abgeschlossen wurden, indem der Brüllwürfel seine auch bei Frontierer, A Dark Orbit oder When Knives Go Skyward gezeigte Stimm-Brutalität als zusätzliches Kerosin in das nunmehrige Band-Feuer goß (wenngleich er sich hier nun zumindest inhaltlich sogar erstaunlich….romantisch?! zeigt!).
Gemeinsam hat das Trio jedenfalls knappe 15 Minuten an furios wütendem Noise/Tech-Mathgrind destilliert, die ständig an den radikalen Extremen agieren: Die Energie, die Dichte und Wucht, die in dieses Album gepresst wurde, sind unpackbar hochdosiert.
Von der ersten Sekunde an – also entgegen der eröffnenden Aufforderung – explodiert C wie manisch auf Speed und Steroiden. Die Gitarren fiepen und hyperventilieren, schillernd psychotisch, texturieren tappend und schleudern vereinzelte Riffs. Die Drums treiben irre schnell, berauschen sich im Stress, erzeugen eine körperliche Wucht in der maschinellen Präzision, derweil Kapper brüllt, bis die Halsschlagader zu platzen droht. Ein bisschen ist also schon die Eingangsphase so, als hätten die Beteiligten ihre bisherigen Spielwiesen mit Adrenalin in einer Zuneigung für The Locust vollgepumpt.
Diesen Ansatz steigern Unikneim bis zum Malstrom House on a Shallow River, der über ein episch heulendes Solo aufgelöst wird und die erste, atemlose Hälfte der Platte auf die Spitze treibt. Das folgende Quite Angry ist als elektronisch frickelnde Tänzeln darauf (als eine Art hauseigenes Sick on Sunday) das verdiente Intermezzo, um neue Kraft zu sammeln und keine Reizüberflutung zu riskieren: das Spiel mit Dynamiken, Pacing und Sequencing beherrschen Unikneim, vor allem auf diese kurze Distanz.
Zumal die zweite Hälfte der Platte das Spektrum ohnedies mit ein paar individuellen Schraffuren ausstattet.
Love Song zählt kurz jazzig ein und bürstet dann wie ein Feuersturm alles nieder. Deceaser drosselt das enorme Tarantelstich-Tempo in seinem Rahmen für die diffuse Schräglage eines psychedelischen Fiebertraum über atonale Avantgarde und Foreverhood oszilliert wie ein Weirdo-Math-Pingpong von Mr. Bungle zu Primus aus der Daughters-Perspektive- samt Blastgewitter am Ende. ADHDHQFU braucht keine dreißig Sekunden um verbrannte Erde zu hinterlassen, wohingegen Blest sich standesgemäß zu einer epischen Hymne aufbläht, deren Heaviness bouncend walzt und die die Zügel dennoch vergleichsweise lockerer lässt.
Im Verbund mit dem Überraschungsefekt, den das aus dem Nichts kommende C auf die letzten Meter des Jahres zu einer zusätzlichen Potenzierung seines Guerilla-Überfall nutzt, gibt es insofern wenig zu beanstanden. Das spastische Sprengfallen-Songwriting bleibt hängen, die technisch perfekte Performance sitzt mit eng angezogener Intensität, der Sound bekommt sogar Raum jenseits der Frontalität.
So verdammt geil das alles insofern bereits jetzt ist, bleibt dennoch die Einschätzung bestehen, dass das Dreiergespann mit der Viertelstunde von C noch nicht seine Leistungrenze erreicht hat und da zukünftig sogar noch mehr gehen wird. Wenn es soweit ist, wird übrigens auch niemans mehr googeln müssen, wer Dmitry Polyakov ist.
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