Various Artists – Heavier Than Thou

von am 31. Mai 2022 in Compilation

Various Artists – Heavier Than Thou

Thou sind bekannt für ihre unstillbare Cover-Wut, doch das Spiel geht auch andersrum: Riff Merchant Records versammelt (für den guten Zweck) sechs Szene-Kollegen, um der Nola-Institution mit Heavier Than Thou Tribut zu zollen.

Die Compilation trägt die unleugbare Crux ihres Daseins dabei eigentlich im referenzierenden Titel hausieren: Heavier Than Thou sind wenn überhaupt nur wenige Bands da draußen. Weswegen es zumindest ein ambivalenter Ansatz ist, dass alle Interpretationen dieser Zusammenstellung das anvisierte Songmaterial stilistisch im doomigen Blackened Sludge belassen. Ein bisschen mehr Mut zum unkonventionellen Zugang wäre alleine deswegen willkommen gewesen, weil die wertkonservate Aufarbeitung zwar grundlegend (natürlich) passt, aber eben zwangsläufig auch bedeutet, dass alle hier vertretenen Bands an den Originalen scheitern müssen – mal mehr, mal weniger offensichtlich.
Aseethe sparen sich bei By Endurance We Conquer etwa den Black Metal-Beginn, und auch das apokalyptisch-quasi-orchestrale Ende des Songs gerät nicht so ikonisch wie bei Thou selbst, doch schürft die Band aus Iowa mit Giftzwerk-Attitüde den melodischen Aspekt mit latentem Eyehategod-Flair ab. Sunrot legen derweil über The Changeling Prince einen leider bald verschwindenden, brutzelnd-flimmernden Noise-Schleier und schreien etwas mehr am Screamo, doch eine unbedingte eigenständige Relevanz kann Heavier Than Thou bis zu diesem Zeitpunkt nicht erwirken.

Dies ändert sich im weiteren Verlauf der Platte – und besonders dank Rats and Mice and Swarms of Lice. Die unfehlbaren Cloud Rat kürzen den (unlängst von Thou selbst auf Hightower neu eingespielten) Song mit markanter Schneide, indem sie zwischen den zähflüssigen Wurzeln immer wieder manisch auf das ballernde Grind-Gaspedal steigen und damit wie eine thrashige Furie die Symbiose aus eigenen Trademarks und dem Quellmaterial aufkochen: das kare Highlight der Compilation! Da mithalten kann eigentlich nur Hell ,der das (ebenfalls im vergangenen Jahr neu aufgelegte Stück) mit staubtrocken gnarzendem Bass zum Apokalypse-Grunge bugstiert, heiser entschleunigt die Black Metal-Hummel in den Noise Rock schickt und eine kompakt unter Druck stehende Psychose erwirkt: stark!
Klar das Nachsehengegen gegen diese beiden Schmuckstücke sowie das Heathen-Original Into the Marshland  haben dann Cowardice, die mit einem saubereren (auch im Hintergrund fein-dynamisch verzierenden) Drum-Punch die Gitarren röhren lassen und samt geiser gröhlenden Vocals die Thou-Komposition kompetent nachsspielend ausdehnen – aber keineswegs so episch und monumental agieren, wie die plättenden Urheber.

Als Closer gibt es danach noch eine Runde Stirnrunzeln. Immerhin stammt The Chain natürlich aus dem Repertoire von Fleetwood Mac – nur spielen Chained to the Bottom of the Ocean den Klassiker eben nach der Vorlage, die Thou und The Body gemeinsam als arstig pochendes Ekelpaket geprägt haben. Daher es diese Version bisher aber nur als Live-Mitschnitt gibt, nimmt man diese zweitbeste Option auf (dem wenig falsch machenden, aber eben nur selten wirklich beindruckenden) Heavier Than Thou nun allerdings gerne in Kauf.
Apropos Kauf: alle Einnahmen der (via Bandcamp digital nach NYP-Prinzip verfügbaren) Compilation gehen an das House of Tulip, wie der Beipackzettel informiert – und absolut richtig nachlegt: „Thou fucking rules. Their contributions to the world of heavy music are innumerable. Their penchant for playing cover songs and participating in fundraisers for various causes is a huge inspiration.

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