Yannis & The Yaw – Lagos Paris London
Als Yannis & The Yaw veröffentlicht der Kopf der Foals mit der EP Lagos Paris London die nun fertig gestellten Ergebnisse einer zweitägigen Session mit Afrobeat-Legende Tony Allen aus dem Jahr 2016.
Über gemeinsame Freunde hatte Yannis Philippakis vor rund acht Jahren den ehemaligen Schlagzeuger von Fela Kuti kennengelernt, und als ausgewiesener Fan die Option gemeinsam zu jammen sofort gezogen.
Doch während die Chemie zwischen den beiden Musikern stimmte, standen Terminkonflikte und später COVID 19 dem Projekt auf Sicht im Weg – und nach dem Tod von Allen im April 2020 schien die Kooperation ohnedies unverrichteter Dinge zu den Akten gelegt.
Doch so ganz wollte das Material Yannis seitdem nicht loslassen: “There was an imperative to finish it in a way that I had never felt with another record. There was a deep duty to do it, to finish it as well as possible, and to pay respect to him by getting it out there. Going through some of the drum takes was a moving experience because those recordings were some of the last pieces of music he ever worked on. There’s an eternal quality to these drum tracks, and you feel a continuity of his life and energy through them. He wanted people to hear this, and it’s good to be able to do it for him – but of course it’s slightly bittersweet.”
Bittersüß ist das Ergebnis tatsächlich. Auch, weil nach dem zurückgelehnten Schlusspunkt Clementine ein latent unbefriedigendes Gefühl zurückbleibt: Man ahnt, was in dieser Konstellation möglich gewesen wäre – ausgeschöpft wird das Potential über die 21 kurzweiligen Minuten von Lagos Paris London allerdings nur ansatzweise.
Allerdings funktioniert die von Allens Kumpels Vincent Taeger (percussion, marimba), Vincent Taurelle (keys) und Ludovic Bruni (bass, guitar) ausgebaute Symbiose aus am Math gackernden Indie-Gitarren, Loops, typische Yannis-Gesangmelodien und einem umwerfenden Afrobeat-Groove auch so von Walk Through Fire weg fabelhaft – ein bisschen so, als hätten Foals ein unverbindlich catchy-tanzbares Joint Venture mit The Good, The Bad and the Queen geschlossen.
Mit dem beinahe hittauglichen Rain Can’t Reach Us, das seine epische Tragweite zumindest andeutet, ist das Highlight der EP schnell erreicht. Danach folgt Lagos Paris London jedoch formkonstant einem runden Spannungsbogen, ist stimmungsvoll und lebendig, gefühlvoller Eskapismus. Das verhalten lauernde Night Green, Heavy Love wartet abgedämpft-ausgebremst im Herzen der Platte, Under the Strikes schielt bräsig-lebendig zu den Sons of Kemit.
Dass Allen und Philippakis ihre Synergie damit nicht in aller Ausführlichkeit zu Ende führen konnten ist insofern eben verdammt schade. Dass der Foals-Frontmann Lagos Paris London dezitiert nicht als Start in eine Solo-Karriere verstanden wissen will, sich Yannis & The Yaw aber durchaus als Plattform für weitere Kooperationen vorstellen kann, ist diesbezüglich aber durchaus versöhnlich.
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