YRRE – Luhlae x The Witch

von am 5. Februar 2022 in Album

YRRE – Luhlae x The Witch

Fünf Schweizer haben für ein Festival einen alternativen Score für Robert Eggers 2015er-Geniestreich The VVitch ersonnen – und diesen als YRRE nun unter dem Banner Luhlae x The Witch in Albumform übersetzt.

This creation was commissioned by the festival 2300 Plan 9 les Etranges Nuits du Cinéma and played for the first time at Bikini Test in La Chaux-de-Fonds under the name Luhlae x The Witch. After all having invested ourselves in the festival at some point, we were commissioned by the committee to create a cine-concert for the 2021 edition.
It was for this reason that we formed the band LUHLÆ in 2020. Choosing the movie was quick and obvious. The Witch by Robert Eggers released in 2015 was the perfect canvas to compose our soundtrack. The atmosphere of the movie was a constant reminder of our favourite albums and of the city we live in, la Chaux-de-Fonds. We were confident, with a strong intent of letting our mutual musical influences show through this 1h30 cine-concert, where dread, fear, oppression, evil and deliverance reigns.“ geben Alex Straubhaar, Julien Floch, Naser Ardelean, Anna Sauter-Mc Dowell und Iannis Valvini zu Protokoll.

Seit besagter Aufführung vor ausverkauftem Haus hat sich das Quintett von LUHLÆ zu YRRE umbenannt, das vorhandene Material des Filmkonzertes auf 31 Minuten destilliert und neu arrangiert.
Die daraus entstandenen sechs Songs funktionieren vielleicht auch deswegen aufgrund ihrer Verortung (im Post Metal mit ambienten Verhaltensmustern, Black Metal-Tendenzen und Noiserock-Schienen) als alternativer Soundtrack für The VVitch nur sehr bedingt, weil sie dem subversiven Element des Films mit einer zu massigen Direktheit  begegnen – vom ursprünglichen Kontext befreit ist Luhlae x The Witch allerdings eine durchaus vielversprechende Talentprobe, wenngleich mit Kinderkrankheiten.

YRRE beenden ihre Nummern (wahrscheinlich auch zwangsläufig bedingt durch die Entstehungsgeschichte der Platte bedingt) beispielsweise gerne zu abrupt, verweben einzelne Segmente manchmal zu sprunghaft und mäandern dann (wie im okkult zwischen Master Musicians of Bukkakke und Neptunian Maximalism ziellos pendelnden, auf und an köchelnden Gedwyld) wieder im Fluss, während vor allem die kraftvoll auf das Gaspedal drückenden Momente zu generisch geraten.
Das eröffnende Onginnan besteht etwa gefühlt aus lose verwobenen Teilstücken, köchelt erst die Spannung auf, mit geduldig pulsierender Percussion und flimmernden Saiten als simples Leitmotiv, kippt dann ausfransend in die Noise-Zeitlupe, um zuletzt mit dämonischer Eindringlichkeit und besessen die Zähne fletschen lassender Manie zu walzen, als wären Cult of Luna vom Rorcal‘schen Hass besessen – instinktiv, aber ohne Masterplan.

Uhtceare beginnt dagegen geheimnisvoll im mitternächtlich-dunklen Postrock, als hätten Russian Circles eine Symbiose mit der malerischen Prärie-Sehnsucht von Tamer Animals oder Grails entwickelt. Als Klangmaler bestechen YRRE, doch sobald die Nummer mit knarzendem Bass bretternd ins rollen kommt, ist das strukturell einfach zu konventionell gestrickt. Was auch für Aglaeca gilt, das nach einer kurzen ambienten Trance genau dort weitermacht: Engstehende Riffs umarmen eine weitläufige Gitarre mit grummelndem Bass, ebenso dringlich wie unaufgeregt. Ihr Handwerk hebt die Band sofort weit über das Mittelmaß – man kann sich auch förmlich ausmalen, welche physische Eindringlichkeit das live entwickelt haben muss – das Songwriting an sich kann dabei aber nicht mithalten, spielt etwas zu formalhaft nach den Regeln des Spiels eines sich pflichtbewusst zuspitzenden, aber nirgendwohin führenden Spannungsbogens.
Am besten gerät insofern beinahe Sunu, das wie vieles Szenarien hier mit oszillierenden Gitarren und still schreiender Stimmen aus dem Abgrund arbeitet, die Toms des Schlagzeugs wie abgedämpft Indianische Tempelmusik inszenieren, den Raum ruhig knisternd lodern lässt, sich den genormten Ausbruch aber zugunsten der Mystik verkneift, ohne an Tiefe oder Angst zu verlieren. Weswegen sich Luhlae x The Witch im Ganzen auch eher wie ein zu knapp geschnittener Teaser davon anfühlt, was für diese Band möglich wäre – oder sein wird.

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