Alexis Marshall – Nature in Three Movements

von am 16. August 2020 in Single

Alexis Marshall – Nature in Three Movements

Primitiv, dreckig und kaputt im unaufhaltsamen Kriegsfuß nach vorne: Daughters-Frontmann Alexis Marshall verstört mit Nature in Three Movements, einem ersten Vorgeschmack auf sein kommendes Solodebüt.

Die archaisch auf Kriegsfuß befindlichen, straight nach vorne hämmernden Drums erinnern an eine martialische Interpretation von Purple Bottle des Animal Collective, haben einen fiebrigen Tunnelblick, eine simple, aber nicht stumpfe Getriebenheit. Produzent Seth Manchester fragt sich rückwirkend, ob Daughters-Schlagzeuger Jon Syverson während der Aufnahmen nicht bereits an Covid litt, im fast motorischen Delirium kann man sich das durchaus vorstellen.

Marshall selbst war derweil mit einer Kette im Studio aufgetaucht und drangsaliert sich vor einem damals am Horizont stehenden psychischen Meltdown zu einer beängstigend intensiven Performance, ringt sich eine der manischsten, eindringlichsten und selbstkasteiendsten Gesangsleistungen seiner Karriere an. Fleht, schreit und skandiert beschwörend. Als hätten Josh Homme und Elvis das Vermächtnis von Nick Caves Birthday Party mit nihilistischer Rohheit aufgenommen.

Zum stoischen Rhythmus reiben sich dazu vom Noise hyperventilierenden Gitarren am immer wahnsinniger werdenden Marshall, kontrastieren das methodische Gerüst mit sich selbst attackierenden, impulsiven Texturen, weswegen die fünfeinhalb Minuten auch dem rausschhaften freien Fall in ein hirnwütiges Kaninchenloch gleichkommen, das die hypnotische Trance als Katharsis und Albtraum gleichermaßen nutzt.
Soll heißen: Halten die restlichen Stücke des wohl erst 2021 kommenden Soloalbums von Marshall die Qualität von Nature in Three Movements, wird das überragende 2018er-Comeback der Daughters (wenn auch indirekt) bereits einen würdigen Nachfolger bekommen.

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