Bat For Lashes – Livestream at Home. Los Angeles, 2021

von am 13. Juni 2021 in Livealbum

Bat For Lashes – Livestream at Home. Los Angeles, 2021

Am 9. April hat sich Natasha Khan zuhause an ihr Tasteninstrumenten gesetzt, um Livestream at Home. Los Angeles, 2021 aufzunehmen: Neun Songs aus dem Repertoire von Bat for Lashes (plus ein Coversong), so zurückgeschraubt und intim reduziert inszeniert, zauberhaft besonnen aufbereitet.

This album contains old and new love songs including some never before heard re-worked versions of classic Bat For Lashes material, a beautiful and personal document of a unique moment in time.“ Allerdings. Khan konzentriert sich dabei überraschenderweise auf zwei relative Stiefkinder ihrer Diskografie, denn The Haunted Man und das gerne unter Wert verkaufte The Bride stellen mit jeweils drei Songs den Großteil der Setlist.
Vor allem das Material des Studioalbums von 2012 kann dabei nicht verbergen, dass es doch Teil des schwächsten Bat for Lashes-Werkes ist, auch in neuer Form bleibt. Lillies tendiert leicht zur Theatralik, während Deep Sea Diver ein unspektakulärer Closer ist, der zudem unterstreicht,, dass der Livestream at Home zwar inhaltlich einem Leitthema folgen mag, aber dabei kein übergeordneter Spannungsbogen auszumachen ist, die 41 Minuten eher eine homogene Kollektion von Einzelsongs darstellen.

Was jedoch Jammern auf hohem Niveau gleichkommt. Livestream at Home badet mit so viel fragilem Feingefühl in einer Aura der Melancholie und Verletzlichkeit, artikuliert eine filigrane Schönheit von purer, essentieller Anmut. Nur Khans Stimme, der offene Raum und perlende Pianotöne am Keyboard erzeugen eine unmittelbare Nahbarkeit, in denen die Songs so fein akzentuiert gespielt werden, extrem gefühlvoll und behutsam, verträumt einer tröstenden Traurigkeit folgend. Gerade Close Encounters gerät so unwirklich betörend, das rezitierend sinnierende What’s a Girl to Do? ruft in Erinnerung, was für eine Platte Fur and Gold doch ist. Noch mehr Eindruck schinden auf Livestream at Home womöglich nur Joe’s Dream, das meditativ und zeitlos ein paar 80er-Synthie Konturen mitnimmt oder das ähnlich konzipierte Let’s Get Lost.

Die Twilight-Kooperation mit (bzw. bei dieser One-Woman-Show hier natürlich ohne) Beck feiert übrigens gar ihr Livedebüt und adelt die Setlist sogar noch mehr, als das The Carpenters-Cover We’ve Only Just Begun, das aufgrund der stilistischen Geschlossenheit der Performance nahtlos ins restliche Gefüge gebettet ist.
Die zehn Stücke reizen ihre Vorzüge im Verlauf übrigens nicht aus, sondern begegnen der theoretisch gegebenen Gleichförmigkeit mit einer ausbalancierten Prägnanz und Dynamik, die kaum Längen kennt und ohne Durchzug abholt. Oft wirken die einzelnen Stücke gar zu abrupt beendet. Das ändert allerdings nichts daran, dass sich Livestream at Home doch wie eine gewichtige Fußnote und Momentaufnahme in der Diskografie der Natasha Khan anfühlt.

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