Kurt Vile – Speed, Sound, Lonely KV

von am 4. Oktober 2020 in EP

Kurt Vile – Speed, Sound, Lonely KV

Die EP Speed, Sound, Lonely KV vereint drei Coversongs und zwei Kurt Vile-Originale, wandert weit in den fingerpickenden Country, ist dabei aber vor allem eine Verneigung vor dem kürzlich verstorbenen Idol John Prine.

The truth is John was my hero for a long time when he came into The Butcher Shoppe to recut one of his deepest classics with me. And, man, I was floating and flying and I couldn’t hear anything he told me while he was there till after he was gone for the night. A couple nights later we were playing “How Lucky” together again; this time onstage at the Grand Ole Opry on New Year’s Eve at the turn of 2020. Nothing like seeing John and his band of musical brothers and family and friends playing into the new decade in front of an adoring audience on that stage in Nashville, Tennessee… and, yup, that’s just how lucky we all got that night.“ schwelgt Kurt Vile in Erinnerungen und hat in Nashville gemeinsam mit alten Legenden (Bobby Wood, Dave Roe, Kenny Malone) und namhaften Kumpels (Dan Auerbach und Matt Sweeney als Strippenzieher, der durch seine Arbeit an The Man Comes Around mit allerlei Szene-Legenden befreundet ist) eine Art Liebesbrief an den Sound von Cowboy Jack Clement und Idol John Prine aufgenommen.

Während ersterer mit einer starken Cover-Version von Gone Girl gewürdigt wird, in der Vile behutsam und sanft gnödelnd trabt, bevor er die Nummer im schwelgenden Gang von Leonard Cohen aufblühen lässt, steht die Verehrung von Prine auf Speed, Sound, Lonely KV dezidiert an erster Stelle.
Im Duett How Lucky („probably the single most special musical moment in my life“, so Vile) ist es natürlich vor allem die Stimme von Prine selbst, die mit ihrer lebenserfahrenen Tiefe und bittersüßer Note besticht, doch lässt das Zusammenspiel der Generationen einem lächelnd das Herz aufgehen, während das eröffnende Speed of the Sound of Loneliness näher beim typischen Gitarrenspiele von Vile selbst ist, beschwingt ein paar Klaviertupfer und ein Banjo auf dem Weg zum melancholischen Country-Ohrwurm mitnimmt, der unbeschwert bis über seine eigenen Grenzen hinausläuft.

Die zwei eigenen Nummern des 40 Jährigen aus Philadelphia geraten dabei beinahe ein wenig aufs Abstellgleis, sind aber durchaus der Rede wert. Pearls vielleicht weniger, da in diesem Standard vor allem die Rhythmussektion (die ansonsten eher zweckdienlich und monoton agiert, aber über eine enorm gefühlvolle Wärme soviel Sogwirkung erzeugt) aufzeigt, als vielmehr Dandelions (in der Promo übrigens als Dan-D-Lions ausgewiesen – spätestens 2021 wird man, wenn die physische Version der EP nachgelegt wird, wissen, welche Schreibweise stimmt), das im Grunde ein Selbstzitat ist, durch das verträumte Flimmern aber eine wunderbare Atmosphäre pflegt: Ein kleines Schmuckstück der eigenen Diskografie, die hier mehr denn je aus der fingerpickenden Roots-Perspektive agiert.
Speed, Sound, Lonely KV ist jedenfalls ein absolut stimmiges Ganzes, ein aufrichtiges und einnehmendes Kleinod von authetischer Zuneigung. Weswegen man Produzent Ferguson auch ansatzlos glaubt, wenn dieser sagt: „Prine really liked Kurt. Every son of a bitch wanted Prine to come in and sing a song with him, but he really did like Kurt. Kurt’s got that same kind of slant on him that Prine does, it’s fucking high art, man. And Prine was totally into that.

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