Trent Reznor and Atticus Ross – Watchmen (Music From the HBO Series), Vol. 3

von am 19. Januar 2020 in Soundtrack

Trent Reznor and Atticus Ross – Watchmen (Music From the HBO Series), Vol. 3

Trent Reznor und Atticus Ross schließen den Kreis ihres Soundtrack-Triptychons zur wohl auf eine Staffel beschränkt bleibenden HBO-Miniserie Watchmen: Volume 3 ist dabei auch der Höhepunkt und beste Durchgang der Score-Reihe.

Das hat zwei Gründe: Die zwei offensichtlich tatsächlich unermüdlich am Fließband stehenden Kumpels Ross und Reznor versammeln hier sowohl die individuell herausragendsten Highlights des Projektes und gleichzeitig den abwechslungsreichsten, in sich geschlossenst-variablen Gesamtfluss des Zyklus. Dadurch kann Watchmen, Vol. 3 im Detail betrachtet wie auch im Ganzen gesehen am meisten Begeisterungspotential erzeugen – ohne eklatant weit von Vol. 1 und Vol. 2 oder dem restlichen Trademark-Schaffen des Duos entfernt zu agieren.
Woran wird man sich also besonders erinnern, wenn man an diese 47 Minuten der Watchmen-Arbeit zurückdenkt?
Doomsday Prepper eröffnet als fett bratzender Radiator-Drone, der sein Gitarren-Orchester auf ein Podest hebt, das auf Sunn O)))-Lande aus der Nine Inch Nails-Perspektive blickt, so stark und düster die beklemmende Psychose der gefährlichen Spannungen im besten Sinne monoton und dumpf vorwegnimmt, die Volume 3 so sehr prägen. The Way it Used to Be imitieren mit dem Gesang von Laura Dickinson ein 50er-Jahre-Jazz-Stück so absolut authentisch mit einem in romantischer Sentimentalität schwelgenden Orchester als pure Nostalgie, bevor das Finale auftrumpft: Lincoln Tunnel ist eine mit souligem Chor unterfütterterte Klaviernummer, die so erhebend und beseelt in einem fast schon rockigen Crescendo aufgeht, bevor Life on Mars? als wundervolle Aufbereitung des Bowie-Klassikers an den einsamen Tasten subtile Gänsehaut erzeugt.

Das restliche Programm führt dann hingegen eben noch einmal sehr organisch durch nahezu das gesamte restliche Konzept der Soundtrack-Trilogie. Gleich Clockmaker bedient typisch bimmelnd die uhrwerkartigen Motive zwischen den Zeilen der Textur, während A Man Walks Into an Intrinsic Field ein szenisches Sprachsample über Moroder/ Vangelis/Stranger Things-esken Synthies aus den 80er setzt – nur führt das Interlude Splice of Life diese Grundierung eben pluckernd fort und setzt so eine schlüssige Mutation der Ideen und Themen in Gang. Die melancholische Piano-Nachdenklichkeit No Rhythm wächst etwa über ihre Track-Grenzen, bewegt sich in The Waiting Sky langsam und dezent von Sakamoto zu einem digitaleren Umfeld.
Und wo man Intermezzi wie das mit lockerem Optimismus aus der Werbebranche kommende The Elephant in the Room nicht zwangsläufig gebraucht hätte, beherrschen Reznor und Ross Piano-basierte Stücke wie Worthy of the Badge (eine typische Traurigkeit mit kristallin in die Finsternis sinnierendem Keyboard-Anstrich) oder das sich bedächtig irgendwann in die Matrix träumende Which Came First einfach perfekt, wo Vol. 3 gerade hinten raus mit dem minimalistisch pulsierenden Stupid Panties oder dem klassischen Nothing Ever Ends keine Innovationspreise reklamiert – aber eben doch eine um das Quäntchen düsterere Intensität beklemmen kann, als das bei einer reinen Routineauftragsarbeit der Fall wäre. Mehr noch bleibt deswegen der Eindruck, dass die beiden aus diesem Projekt vor allem für zukünftige Missionen neue, spannende Perspektiven mitnehmen werden.

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