Arctic Monkeys – Live At The Royal Albert Hall

von am 6. Dezember 2020 in Livealbum

Arctic Monkeys – Live At The Royal Albert Hall

Ein Charity-Projekt für War Child und ambivalentes Tourdokument rund um Tranquility Base Hotel + Casino: Die Arctic Monkeys im Konzerthaus, Live at the Royal Albert Hall, aufgenommen am 7. Juni 2018.

Das Problem der von Produzent Matthew Kettle betreuten Platte ist, dass der Mix für die fünf vertretenen Songs des 2018er-Paradigmenwechsels zwar gut funktioniert – Four Out of Five, One Point Perspective, She Looks Like Fun, Star Treatment und das Titelstück des sechsten Studioalbums der Briten bekommen im geschmeidigen Sound sogar mehr Kante und Bandfeeling, auch wenn Alex Turner immer wieder in Versuchung gerät, das Material zu Tode zu croonen.
Doch für das restliche, ältere und vor allem rockigere Material der Band wird die Inszenierung zum Zankapfel: Wo die Stimme des oft wie ein pomadig-prätentiöser Gockel auftretenden Frontmannes stets ins Zentrum gelegt wird, fehlt es den knackiger geprägten Kompositionen einfach eklatant an Druck und Biss, weite Strecken der Platte packen einfach nicht.

Das wird überdeutlich, wenn  beispielsweise 505 vage an die neue Lounge-Ästhetik des Quartetts (das auf dieser Tour selektiv durch den Support Act Cameron Avery sowie fünf weitere Musiker verstärkt wird) angepasst wurde, der an sich energische Abgang der Nummer über die Rhythmusabteilung (um einen wie immer großartig aufgelegten Matt Helders) zwar ordentlich treibt und die Gitarren auch quietschen, die Band auf Konserve aber keinen zwingenden Zugriff bekommt und wie der affektierte Schatten einer Rockband wirkt, die hinter ihren Möglichkeiten tändelt.
Da hätten die Regler deutlich angriffslustiger und energischer auf die Hinterbeine gestellt werden müssen – obwohl etwa nicht nur Do Me A Favor diese schwierige Ausgangslage letztendlich mit Frustrationspotential zumindest zufriedenstellend löst.

Wo neben 505 und Do Me a Favor mit (dem irgendwo merkwürdig platzierten und wie gedämpft nicht-stürmenden) Brainstorm auch der dritte herausragende Song des guten, aber enttäuschenden Favorite Worst Nightmare aufgefahren wird, gibt es hinsichtlich der (jedes Album berücksichtigen) Setliste ohnedies wenig zu bekritteln.
Von Humbug bringt das fabelhafte Cornerstone seine PS absolut auf den Boden, Crying Lighting und das psychedelisch gemachte Pretty Visitors nicht restlos. Vom Debüt sind From the Ritz to the Rubble, I Bet You Look Good on the Dancefloor (als Highlight das über den ganzen Verlauf der Platte smart und effizient eingefügte Publikum) und (ein stellenweise wie Zeitlupe gespielt anmutendes, wenig furioses) The View From the Afternoon freilich selbst unter suboptimalen Voraussetzungen nicht kaputtzukriegen. Und von AM füllen Arabella, Do I Wanna Know? (dessen monolithisches Riff enorm stimmungsvoll von unzähligen Kehlen mitgegröhlt wird) Knee Socks als Mitmach-Animation, R U Mine? sowie Why’d You Only Call Me When You’re High? – und leider kein No.1 Party Anthem – den gefühlten Greatest Hits-Reigen auf.
Nur warum Suck it and See anstelle des einsamen Album-Highlights (und hinsichtlich der Ausrichtung eigentlich auch als Steilvorlage für sie Setliste betrachtet werden hätte könnenden) Piledriver Waltz durch das zerfahrene und hier geradezu sediert erscheinende Don’t Sit Down ‚Cause I’ve Moved Your Chair vertreten ist, bleibt gerade durch das klanglich ideal aufbereitete Wesen von Live at the Royal Albert Hall rätselhaft.

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