Sam Fender – Seventeen Going Under

Shootingstar Sam Fender konzentriert seine Musik des größten gemeinsamen Nenners auf Seventeen Going Under und wiegt harmlosen Eklektizismus mit Ambition sowie barrierefreier Kompetenz auf.
Zwei Jahre nach dem subjektiv unmittelbar wieder vergessenen, vielerorts aber gefeierten Debütalbum Hypersonic Missiles wäre auf dem (nicht an dieser Stelle, sonst aber offenbar schon) heiß erwarteten Zweitwerk Seventeen Going Under mehr möglich gewesen: mit den Bonustrack der Deluxe Edition hätte sich anstelle der schwächeren regulären Songs mit veränderter Tracklist ein merklich interessanter strukturiertes und eine ausgewogenere Dynamik praktizierendes Album entwerfen lassen.
Stattdessen serviert Fender zum Einstieg praktisch vier Variationen des selben Songs (der auch im Verlauf die Essenz aller Uptempo-Nummern sein wird). Was insofern absolut okay geht, weil das Stilamalgam des jungen Briten bei den richtigen Vorbildern kopiert: als würde die knödelnde Dry The River-Stimme den genormten The War on Drugs-Beat nutzen, um die Heartland-Sehnsucht von Bruce Springsteen in den Indie-Britrock übersetzen, mal mit etwas mehr Handclaps und düsterer Postpunk-Nuance (Aye), mal als ausgelassene Party, zu der neben dem immer wieder auftauchenden Saxofon ausnahmsweise auch Streicher hinzukommen (Get You Down) – aber immer relativ stromlinienförmig seine Linie verfolgend, die so eben zu simplen Ohrwürmern und schmissigen kleinen Hits führt, die keine Einarbeitung fordern, sondern frontal am Silbertablett serviert werden.
Nach einer Stafette aus der den MO in einen gedrosselteren Ausdruck umsteigenden Mittelteil (um Long Way Off, dem kontemplativer vom Folk infiltrierten Spit of You sowie der getragenen Melancholie des romantischen Last to Make It Home mit seinem weiten Horizont), der Fenders Songwriting vielleicht nicht spannender, aber emotional ergreifender macht, wechseln sich die beiden Gangarten des jungen Briten vorhersehbar ab, fördern dadurch aber auch die Kurzweiligkeit.
The Leveller poltert munterer, gönnt sich schimmernde Texturen und drückt hinten raus energisch aufs Gaspedal, Mantra agiert danach wieder ruhiger und erträumt. Paradigms zieht das Tempo eindringlich beschwörend flotter an, ist die Geste für erhebende Abspänne, bevor der tolle, eindringliche Closer The Dying Light so ungeniert am Boss-Vermächtnis bimmelt, bis man auf die Knie sinken und mit geballten Fäusten gen Himmel gestikulieren will. Abseits des zu reibungslosen Zuges nach vorne liegen hier, in den weniger dringlichen Momenten, die eigentliche Qualitäten von Sam Fender, der hier also vielleicht nicht das Optimum aus dem vorhandenen Material herausholt, seinem Debüt aber dennoch ein überzeugendes Update verpasst hat. Und an diese Konsistenz wird man sich diesmal schon eine zeitlang erinnern können.
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