Various Artists – Dark Nights: Death Metal

von am 24. Juni 2021 in Compilation, Soundtrack

Various Artists – Dark Nights: Death Metal

Dark Nights: Death Metal, das zweite Comic+Soundtrack-Crossover von DC und dem Metalbusiness, fährt (nach dem noch einen überschaubaren Rahmen einfangenden ersten Durchgang) eine erschlagende Schippe an (über die Genregrenzen hinausreichende) Prominenz auf – stellt dabei aber Quantität vor Qualität.

Zum einen ist das alleine deswegen schon weniger tragisch, weil mit Sodium, einem halluzinogen neben der Spur in finsterer Trance croonenden, verstörenden kleinen Nine Inch Nails-meets-Cramps-Rausch-Taumel samt toller Atmosphäre, der bisher unkonventionellste und womöglich beste Song randaliert, den Idles bisher in ihrem Repertoire haben. Und zum anderen scheitert Dark Nights: Death Metal natürlich zwangsläufig auch einfach zu einem Gutteil nur an der hohen Erwartungshaltung, die aufgrund der namhaften Beteiligung an Interpreten gegeben ist.
Ohne tatsächliche Ausfälle lassen viele solide Songs eher ständig Potential liegen, während die Zahl der Highlights im von Tyler Bates produzierten Reigen überschaubar bleibt. Doch einfach der Reihe nach.

Brann Dailor hat diesmal gleich die ganze Mastodon-Gang mitgebracht, um mit Forget by Neron einen knackig riffenden und wild solierenden Trademark-Song zu spielen, der gefühlt näher bei den älteren Kompositionen der Band veranlagt ist, auch nicht wirklich falsch macht, aber paradoxerweise dennoch eher Malen-nach-Zahlen-Langeweile als Begeisterung auslöst. Chelsea Wolfe grummelt in Diana düster und flimmert mit Hang zur Dissonanz, sie singt bittersüß-gefährlich in die Melancholie, zwischen abgründigen Nu Metal-Tendenzen und sphärischer Verführung: alleine ästhetisch verdammt interessant und einnehmend, aber nicht gänzlich zum Punkt findend. Das sehr gute Anti-Life (Health tun sich mit Chino Moreno zusammen) stampft zum Industrial, inszeniert den Kontrast aus verträumter Sanftmut und brachialer Härte als Symbiose. Meet me in the Fire (Maria Brink und Andy Biersack) klingt wie eine Verbindung aus Linking Park und Evanescence, außer dem pathetisch funktionierenden Refrain ist da aber nicht viel Substanz – auch Manchester Orchestra konzentrieren sich in Never Ending mit wuchtigen Zeitlupe-Drums auf die beschwörende Dramatik des Chorus, der in majestätischen Eruptionen aufgeht, obwohl Andy Hull und Co. nie die Handbremse lösen und ohne überwältigende Konsequenz um die Idee der Nummer kreisen. Das aus den Archiven gegrabene Anything, Anything  zeigt Chester Benningtons alte Band Grey Daze anhand eines punkrockigen Ohrwurms ohne Tiefgang und Broken Dreams, Inc. zeigt im Vergleich zur Version auf Nowhere Generation keinen Mehrwert.

Denzel Curry lässt in Bad Luck mit PlayThatBoiZay zu einem pulsierend shakenden Stampfer mit manischen Klapsmühlen-Texturen seinen inneren Schweinehund von der Leine, keift psychotisch und brüllt bellend im Rap, während die Gitarren auch mal quengeln und heulen. Der orchestrale Symphonic Black Metal von Carach Angren ballert zu opulenten Streicherncrescendi und Chören  mäandernd und ist einfach in jeder Hinsicht over the top, wohingegen Starcrawler’s Good Time Girl als unverfänglich-verrucht gemeinter Revival-Rock a La Mosshart einfach nur langweilig ist. Die Kooperation von Gunship und Dave Lombardo klingt am Papier exzellent, doch erweist sich Berserker als Clusterfuck entlang einer typischen, aber schwachen Synthwave-Pop-Nummer mit ein paar am Becken zappelnden, gedrosselten Slayer’esken Fills zwischen den ihre Hooks stark ansetzenden Strophen: das wirkt ein bisschen willkürlich, mehr noch aber eher wie eine ungelenkt forcierte Interaktion.
Now You’ve Really Done it ist für Greg Puciato und Gil Sharone ein Dillinger-Wiedersehen unter der Ägide des federführenden Bates, als wüster, zerfahrener Alternative Rock mit Noise-Tendenzen und ballernden Drums. Faszinierender ist da jedoch der vom Feedback und Magengruben-Bässen zerfressene Post Punk-Club, den Show me the Body im abgründigen Stone Cold Earth giftig keifend öffnen, bevor Soccer Mommy mit Kissing in the Rain vielleicht dem narrativ entgegenkommt, als angenehmer Indie-Bedroom-Pop für sich genommen aber nirgendwohin führt, allerdings einen versöhnlichen Abschluss der Soundtrack-Compilation Dark Nights: Death Metal bietet.

Print article

Kommentieren

Bitte Pflichtfelder ausfüllen